Trotz hoher Impfquote zeichnet sich in Israel ein düsteres Zukunftsszenario ab Lange galt Israel als ein Vorbild im Umgang mit dem Coronavirus - vor allem beim Impfen. Und jetzt? Die Infektionszahlen steigen auf einmal wieder. Ein neuer Lockdown droht. Die Welt blickt nach Israel, wo jetzt Booster-Impfungen gestartet werden. FOCUS Online/Wochit Trotz hoher Impfquote zeichnet sich in Israel ein düsteres Zukunftsszenario ab

Samstag, 14.08.2021, 16:59

Israel, ein Vorreiter und sogar Vorbild im Umgang mit der Corona-Pandemie. Ein Satz, der vor gar nicht langer Zeit oft zu hören war. Schließlich hatte sich Israel schnell viel Impfstoff gesichert und dank eines logistischen Kunststücks einen Großteil der Bevölkerung bemerkenswert früh geimpft.

Inzidenz steigt innerhalb von 40 tagen von 1 auf über 300

Und jetzt? Rund vier Monate nachdem Israel das öffentliche Leben und die Wirtschaft wieder vollkommen hochgefahren hat, werden die Sorgen wieder größer - parallel zu den Infektionszahlen. Die israelische Regierung warnt, dass sich die Zahl der Corona-Patienten, die in Kliniken gebracht werden müssen, alle zehn Tage verdoppelt. Lag die Inzidenz am 01. Juni noch bei 1,2, stieg sie am 11. August auf 306,8.

Die Folge ist die Rückkehr von Beschränkungen und die Notwendigkeit des grünen Passes fast im gesamten öffentlichen Leben. Es droht ein neuer Lockdown, der Anfang September, also pünktlich zum Start der jüdischen Feiertage Neujahr und Jom Kippur (Versöhnungsfest), in Kraft treten könnte.

Israel versucht entgegenzusteuern und will Personen, die bereits zweimal geimpft und älter als 60 Jahre sind, zu einer dritten Impfung animieren. Knapp 60 Prozent der 9,4 Millionen Einwohner Israels sind bisher doppelt geimpft. Generell ist allerdings wie in Deutschland auch eine Impfmüdigkeit zu verzeichnen, das Tempo sinkt immer weiter.

Israel startet Booster-Impfungen - wie wirksam sind sie?

Grundsätzlich ist zu beobachten, dass die Wirkung der Vakzine von Biontech/Pfizer nach einigen Monaten abnimmt. Immerhin liegt diese auch bei einer Infektion mit der Delta-Variante laut Gesundheitsministerium noch bei bis zu 91 Prozent. Dennoch sinke der Schutz vor Infektionen und leichten Symptomen mit der Zeit auf 40 Prozent.

Etwa 578.000 Dosen an Auffrischungsimpfungen wurden mittlerweile verimpft, ausschließlich an über 60-Jährige und Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

Erneut ist Israel damit in einer weltweiten Vorreiterrolle, die genau beobachtet wird. Hilft der Booster und wenn ja, wie sehr?

Das "Handelsblatt" berichtet von internen Daten aus dem israelischen Gesundheitsministerium, wonach sich 14 Israelis eine Woche nach einer Auffrischungsimpfung mit Covid-19 infiziert haben. Eine Zahl, die sich in weiteren, größeren Stichproben nicht erhöhen sollte, sonst droht der Zweifel an der Wirksamkeit der Booster-Impfungen zu wachsen.


Quelle: focus.de vpm 14.08.2021